Ein Reisemobil- und Camping-Urlaub ist für Babys und Kleinkinder allemal komfortabler und abwechslungsreicher als eine Langstrecken-Fahrt auf der Pkw-Rückbank in einen fest gebuchtes Feriendomizil. Dennoch gilt auch für die Campertour unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel“: Mit einer guten Vorbereitung und ausreichender Planung sind Kinder wie Eltern erst einmal entspannter unterwegs.
Das ideale Alter
Ein Camping-Urlaub mit dem Campervan oder Reisemobil ist grundsätzlich für alle Altersklassen geeignet – vom Baby bis zum Jugendlichen. Prinzipiell bietet das Reisen im geräumigen Appartement auf Rädern für den Nachwuchs sogar deutliche Vorteile gegenüber dem Pkw.
- breiter und hoher Sitzplatz mit guter Aussicht zur Seite und nach vorne
- keine lange Anfahrt, spontane oder geplante Zwischenetappen mit Übernachtungen möglich
- große(r) Kühlbox/-schrank für ausreichend Proviant und Getränke vorhanden
- eigene Toilette (oder mind. porta potti) im Fahrzeug
- viel Stauraum für Spielzeug und Freizeit-Gerät
- auf dem Stell-/Campingplatz: reichlich Bewegungsfreiheit, viele altersspezifischeFreizeitangebote, Spiel-Raum/-Geräte, Grillen, Lagerfeuer etc.
Unser Tipp: Wochenend-Probelauf
Ihr wollt das erste Mal mit Euren Kids in einem Campervan oder Reisemobil urlauben? Dann empfiehlt sich eine Art Probelauf: Eine Kurzreise mit einer oder zwei Übernachtungen, beispielsweise an einem Wochenende. Das muss nicht weit weg von zu Hause sein. Damit könnt Ihr einfach mal austesten, ob diese Urlaubsform allen Familienmitglieder gefällt.
Vorbereitung und Planung
Junge Eltern mit einem Baby oder Kleinkind müssen anders planen als jene mit größeren Kindern. Ein wesentlicher Punkt für frisch gebackene Eltern ist neben einem ausreichenden Vorrat an Nahrung: Denkt an ein passendes Töpfchen! Reisemobil- und Camping-Toiletten sind für Kleinkinder zu groß und zu hoch.
Größere Kinder haben bereits eigene Urlaubs-Wünsche und -Vorstellungen – also sollten sie im Familienrat über die Ferienregion, die Anreise und die angesteuerten Campingplätze mit abstimmen dürfen. Die beste Art, Eure Kids auf den Urlaub einzustimmen und ihre Vorfreude anzukurbeln.
Folgende Punkte könnten dabei auf der Agenda stehen:
- das Reiseziel (Ferienregion, Campingplatz/-plätze)
- die Reiseroute (Zwischenetappen, Übernachtungen, Sehenswürdigkeiten für alle)
- die Reisedauer (je nach Ferien, Urlaub, Lust & Laune)
- eine Wunschliste für Urlaubsaktivitäten bei schönem Wetter
- eine Vorschlagsliste für Urlaubsaktivitäten bei schlechtem Wetter
- eine Wunschliste für Frühstück, Mittag- und Abendessen, Snacks, Getränke
- die gemeinsame Wahl des Campervans bzw. Reisemobils (passende Größe, Grundriss)
- die Verteilung der Schlafplätze (Eltern im Heckbett? Kids im Hubbett?)
- eine Packliste für Kinder und Eltern
Der Vorteil eines Camper- und Reisemobils: Allen Planungen zum Trotz kann die Familie flexibel reagieren. Bei schlechtem Wetter auf der Zwischenetappe oder am Ziel einfach weiterfahren. Bei schönem Wetter und einer tollen Location bleiben, spontan übernachten. Oder die Route ändern, wenn sie nicht gefällt. Der Weg ist das Ziel.
Die Kids im Reisemobil
Kleine Kinder sind keine Fans von langen Fahrten. Im Gegensatz zu Babys, die der monotone Klang eines Dieselmotors meist recht schnell in den Schlaf wiegt, möchten Kleinkinder beschäftigt werden oder sich irgendwann bewegen.
Als ideal haben sich daher Tagesetappen von rund drei bis vier Stunden und etwa 200 bis 300 Kilometern erwiesen. Wichtig fürs Wohlbefinden der Kids wie auch der Erwachsenen sind regelmäßige Pausen. Gemäß dem Reisemobilisten-Motto „Fahrzeit frisst Urlaubszeit“ sollte sich die Familie auf dem Weg zum Fernziel durchaus mal zwei oder drei Tage Pause gönnen. Es fördert bei allen das Ferien-Feeling.
Wenn’s dann weitergeht, helfen vor allem im Reisemobil immer noch die guten alten analogen Mittel zum Zeitvertreib bei langen Autofahrten, beispielsweise:
- Kennzeichen-Raten, Ich-sehe-was-was-Du-nicht-siehst, Wortspiele
- Papier und Buntstifte oder Bastelmaterial (großer Vorteil der Sitzbank mit Tisch!)
- Hörbücher, Musik oder Spiele auf dem Smartphone bzw. dem Tablet (je nach Alter)
Ebenfalls für die Fahrt empfehlenswert sind Dinge aus der vertrauten Umgebung daheim. Sie wirken vor allem auf Babys und Kleinkinder beruhigend. Lieblingssachen wie ein Stofftier oder eine Kuscheldecke zum Beispiel.
Kinder? Aber sicher!
Heckbetten im Reisemobil sind eine große Verführung für Eltern: Da könnte man doch das Baby oder die Kids zum Mittagsschlaf ablegen. Sogar während der Fahrt. Ein „netter“ Gedanke… der aber bestenfalls mit schweren Verletzungen oder schlimmstenfalls tödlich enden kann.
Das mag drastisch klingen. Aber man muss dazu nur die Daten eines ADAC-Crash-Tests heranziehen: Beim simulierten Auffahrunfall eines Reisemobils mit 100 km/h prallt ein nur 25 Kilo schwerer Körper (das Gewicht eines Kleinkinds), der aus dem Heck- in den Frontbereich geschleudert wird, mit einer Wucht von rund zwei Tonnen auf!
In diesem Sinne gilt auch: Ein Reisemobil ist kein rollendes Kinderzimmer! Größere und gewichtigere Spielzeuge können bereits bei Vollbremsungen aus geringer Geschwindigkeit zu verletzenden Geschossen werden.
Seinen Nachwuchs während der Fahrt altersgerecht zu sichern, ist zudem gesetzlich vorgeschrieben (§21 StVO: bis 12 Jahre oder 150 cm): Er sollte dazu – je nach Gewicht und Größe – in einer Babyschale, einem Kindersitz oder in Kombination mit einer Sitzerhöhung mit dem Dreipunktgurt fixiert werden (Zulassungen nach ECE-Regelungen 44 bzw.129).
Wohlfühl-Platz für Kids
Einen baby- oder kindgerechten Campingplatz als Reiseziel hat sich die Familie idealerweise bereits bei der gemeinsamen Urlaubsplanung herausgepickt. Und dort in der Hochsaison (mit schulpflichtigen Kids unvermeidbar) vorab einen Platz vorab reserviert.
Empfehlenswerte Kriterien bei der Auswahl:
- ausreichende Stationen für Frischwasser-Versorgung, Abwasser-/Toiletten-Entsorgung
- sanitäre Einrichtungen mit Waschmaschinen, Wickeltischen
- Strand, See in Laufweite, Fahrradweite
- Fahrradmiete möglich (u.a. mit Kindersitz, Anhänger, Kinderbikes)
- Spielplätze mit Sandkasten, Pool-Landschaft (Nichtschwimmer-/Planschbecken)
- und/oder nahegelegenes Schwimm-/Hallenbad, Sportplatz/-halle
- Supermarkt (am Platz, in der Nähe) mit kindgerechten Angeboten (z.B. Babynahrung, Windeln)
- Restaurant (am Platz, Umgebung) mit Kinderstühlen, Kinderspeisekarte
- Grill-Ecken/-Stationen, Lagerfeuer-Platz (Stichwort: Gemeinschaftsabend mit anderen Familien!)
- Zeltmöglichkeit (z.B. Kinderzelt neben dem Reisemobil möglich?)
- größere Aufenthaltsräume als Schlechtwetter-Alternative zum Reisemobil (u.a. mit Spiele-
- Sortiment, TV, USB-Anschlüssen, WLAN)
- nahegelegene Freizeit-Attraktionen (z.B. Wild-, Erlebnispark, Ponyhof, Minigolf, kurze Wanderrouten etc.)
- Bushaltestelle (z.B. für Wanderausflüge, Stadtbummel)
Auch bei Tagesstopps und Übernachtungsetappen auf der Anfahrt freuen sich die Kids über Stellplätze mit ein bisserl „Action“ in der Umgebung. Jeweils dem Alter und Interesse entsprechend.
Praxistipps
Für die Packliste:
- Taschen-/Stirnlampen (z.B. für Toilettengang, Nachtwanderung)
- Würfel-/Karten-/Brettspiele (für Handy-freie Tage)
- Outdoor-Kinderwagen für Wanderausflüge
- Waschmöglichkeit für draußen (nach dem Sandkasten, Strandbesuch etc., z.B. Schüssel)
- Walkie-Talkies für Erkundungstouren auf dem Camping-Platz, Babyphone
- mobile Einstiegshilfe (Trittstufe) für die Aufbautüre
Für unterwegs:
- ausreichend Trinkwasser (Behälter, Flasche – das Wasser der Reisemobil-Tanks ist keinTrinkwasser!)
- leicht verdaulicher Reiseproviant (Snacks, Müsliriegel, Obst, Rohkost-Salate etc.)
Auf dem Camping-Platz:
- Haus-/Platzordnung erklären: z.B. nicht über fremde Parzellen laufen, Ruhezeiten berücksichtigenetc.
- verhaltens-Regeln festlegen: z.B. Umgang mit offenem Feuer, wie weit alleine vom Reisemobil weg, nicht ins Gebüsch pinkeln, keine fremden Tiere streicheln etc.